Reisen in Covid19 Zeiten – Meine Reise nach Mexiko 2020

Reisen in Covid19 Zeiten – Meine Reise nach Mexiko 2020

Ich gebe es zu, mich konnte die Corona Krise nicht davon abhalten zu Reisen. War das schlau? Wer weiss. Wieso ich es trotz allem gewagt habe und was ich dabei erlebt habe könnt ihr hier nachlesen. 

Eigentlich hatte ich für das Jahr 2020 eine längere Reise bereits geplant. Auf dem Plan standen Burma, Thailand, China, Nordkorea, Vietnam und Kambodscha. Dauer der Reise? Mindestens zwei Monate. Im März 2020 sollte es los gehen. Der Job wurde gekündigt, meine Mitbewohnerin hat mir mitgeteilt, dass sie gerne mit Ihrem Freund zusammenziehen möchte und daher der Platz in der Wohnung auch nicht mehr reichen würde. Perfekt, da passt doch alles zusammen. Fleissig wurden die Flüge gebucht, Visa für Vietnam, Laos und Burma sind bereits gebucht und bezahlt, Züge in China organisiert, Ideen für Vietnam gesammelt und weitere Pläne im Kopf geschmiedet und noch vieles mehr. 

Dann kam Covid19

Im Dezember 2019 machen langsam die ersten Gerüchte über ein neuartiges Virus, dass in China ausgebrochen sei, die Runde. Am Anfang belächeln wir Europäer die “Fledermaus-Essenden” Chinesen. Im Februar, kurz nach der Fasnacht, geht es aber plötzlich sehr schnell. Die Augen richten sich plötzlich nach Europa. Italien wird der neue Corona Hotspot, Österreich beginnt sich abzuriegeln, erste Fälle in der Schweiz. Medien kennen ab dann kein anderes Thema als Covid19. 

Die Meinungen gehen von Beginn an weit auseinander. Von “nur” eine Grippe bis zum sofortige Abschottung ist alles dabei. Die eigene Stimmung schwankt zwischen Vorfreude und langsamer Beunruhigung betreffend meiner Reise. 

Machtlos muss ich zusehen, wie Länder in die ich reisen wollte Ihre Grenzen schliessen, erste Flüge anulliert werden und wie allgemein die Flüge in touristische Destinationen immer weniger werden. Dafür wird die Liste an Anforderungen zur Einreise in die diversen Länder immer länger und komplizierter. 

Relativ früh wird klar, China fällt weg, bald darauf meine Tour in Nordkorea. Die Liste der noch zu bereisenden Länder wird nach und nach kleiner. Dann der Hammer, am 16. März tritt die “Ausserordentliche Lage” in der Schweiz ein. Dies bedeutet einschneidende Massnahmen und die Schweiz kommt beinahe zum erliegen. Nichts geht mehr. Aber warum gerade jetzt. 

Statt einem Weltreisenden bin ich plötzlich, unverschuldet und in kürzester Zeit zu einem obdachlosen, Arbeitslosen geworden. So schnell kann es gehen. Ein kleines unbekanntes Virus bringt die Welt in wenigen Wochen komplett zum erliegen. 

Aber muss das wirklich das Ende meiner Reise sein? Trotz Corona habe ich den Gedanken an die Reise nie verworfen und wollte an meinen Plänen, die Schweiz für ein paar Wochen zu verlassen, trotz allen Schwierigkeiten weiterhin festhalten. 

Asien war bald kein Thema mehr, ich beginne mich auf Südamerika zu fokussieren. Bald wird aber klar, dass könnte ebenfalls knapp werden. Erste Länder machen auch dort zu bzw. lassen niemanden rein. Im Nachhinein wahrscheinlich ganz ok, dass ich dort nicht hin konnte. Europa ist bereits komplett zu oder es interessiert mich auch nicht wirklich. 

USA macht Ihre Grenzen endgültig dicht  bzw. Schweizer kommen auf die Schwarze Liste und dies alles eine Woche vor meiner geplanten Abreise! Verdammt! irgendwas will einfach nicht das ich weg gehe. 

In der Zwischenzeit habe ich einige Gespräche mit Personen geführt, einige halten meine Idee weiterhin zu vereisen für “komplett bescheuert” andere finden es mutig und einige sagen “mach was du sowieso nicht lassen kannst”. 

Die Menschen fangen langsam an ein wenig durchzudrehen. Kantone erheben kurzfristig Ausgangssperren für Personen über 65. Das EDA rät in der Zwischenzeit ebenfalls von Reisen ins Ausland ab und beginnt schon bald darauf die ersten Leute aus Ländern heimfliegen. Es ist nun bereits Ende März. Zu diesem Zeitpunkt hat die Swiss Ihre Flugreisen um 92% zurück gefahren. Nur noch wenige Europäische Länder und New York werden angeflogen. Ebenso haben fast alle weiteren grossen Airlines auf der ganzen Welt ihre Flotten gegrounded. 

Da ich aber absolut keinen Zeitdruck habe und die Krise gegeben falls einfach in einem fremden Land aussitzen könnte, habe ich meine Idee auch zu diesem Zeitpunkt noch nicht komplett verworfen. Sprich ich suche immer noch  nach einem möglichen Reiseziel. 

Zum Zeitpunkt des schweizerischen Lockdowns gab es nur noch sehr wenige Länder die über keine bestimmte Einreisebestimmung wie Quarantäne für 14 Tage oder gar ein Einreise Verbot verfügten. Nach längerer Suche werde ich trotzdem fündig. 

In einem Land weit entfernt von uns, getrennt vom Nachbar mit einer Mauer, sitzt ein Präsident der dieses Virus nur als Grippe abtut. Mexiko hat als eines der wenigen Länder überhaupt keine Reisewarnung oder Quarantänebestimmung draussen. Das Land steht zu dem Zeitpunkt auch nicht auf der Liste des EDA – Dies bedeutet aber auch, dass ich nicht nach Hause geholt worden wäre, wenn alles schief gegangen wäre. 

Das grössere Wunder ist aber, dass es sogar noch direkt Flüge nach Cancun ab Zürich mit der Edelweiss Air gibt. Es ist nun Mittwoch Abend – Ich muss mich entscheiden. Und zwar schnell, denn Samstag muss ich meine WG in Bern so oder so verlassen. Meine wenigen Habseligkeiten sind bereits bei meinen Eltern eingelagert. Mein Rucksack ist für die Reise gepackt. Job habe ich ja mittlerweile auch keinen mehr. Entweder sitze ich nun die nächsten Wochen in der Schweiz in Quarantäne oder ich wage es und sitze in Mexiko in der Sonne, ebenfalls mit Aussicht auf eine mögliche Quarantäne und all dem Pipapo. 

Scheiss drauf, dass Leben ist einfach zu kurz. Spontan wird der Flug für Freitag gebucht. Auf AirbnB nach einem Objekt gesucht, in dem ich mich im nötigsten Fall auch für 6 Monate aufhalten könnte und abseits vom grössten Touristenrummel liegt. 

So ist die Chance kleiner, dass ich irgendwie das Virus aufschnappen könnte und falle auch sonst weniger auf. Am Ende entscheide ich mich für ein Condo mit kleinem Privatstrand direkt am Meer von Cancun.

Ich buche das Objekt direkt für einen Monat. Nur wenige Leute wissen am Ende das ich wirklich gehen werde. An die grosse Glocke hänge ich meine Reise nun auch nicht. 

Dies kann man nun verstehen, hinterfragen als schlecht beurteilen aber für mich ist dies die beste Lösung. 

Reisetag

Es ist Freitag- Abreisetag- Die Schweiz ist faktisch still gelegt. Nur sehr wenige Leute sind überhaupt auf der Strasse, ÖV fährt nur noch sehr reduziert. Auf dem Weg von Bern nach Zürich begegnen mir maximal 10 Personen. Das Zugabteil ist die komplette Fahrt leer. Schaffner sehe ich keinen. Es fühlt sich seltsam an. Fast ein wenig falsch.

Nächster Halt Zürich Flughafen. Es ist schon seltsam, dass Gefühl wo einen Beschleicht wenn man durch den praktisch ausgestorbenen Flughafen läuft. Diese gespenstige Stille. Einsam schlendere ich durch die Hallen welche sonst voll emsigem Treiben sind. Das Ding ist fast komplett leer. Offene Shops, Geschäftsleute oder Touristen? Fehlanzeige. Nur 2 Check-Ins sind geöffnet. Anstehen Fehlanzeige, logischerweise auch hier die Frage, wieso man reist.                

Schneller als sonst gehe ich zum Security Check, irgendwie will man dies so schnell wie möglich hinter sich bringen. Die wenigen Personen denen man begegnet schauen einen eher Fragend und Urteilend an. Man kriegt immer ein Gefühl als würde man etwas falsches machen. Wieso eigentlich? Die Security hat wegen den wenigen Menschen auch mehr Zeit. Das bekomme ich zu spüren. Mein Handgepäck wird wohl einfach aus Langeweile sehr gründlich untersucht. Ich habe ja nur eine kleine Tasche dabei.

Geschafft, ich bin im Transit-Bereich. Kann jetzt noch was schief gehen? Zum Glück nichts mehr. Mit einer Handvoll Personen warte ich am Gate, die wenigsten scheinen Schweizer zu sein. Eher Familien die nach Hause wollen. Beim Einsteigen immer der geforderte Abstand einzuhalten ist überhaupt kein Problem. Es sind maximal 10 andere Personen an Board, das Personal eingerechnet. Der Flug ist sehr entspannt und gemütlich. 

Das Einreisen in Mexiko verläuft ebenfalls reibungslos. Auch hier sind aber die Hallen die sonst von Taxifahrern, Verkaufspersonal und Touristen gefüllt sind fast Menschenleer. Seltsames Gefühl aber wohl auch ein einmaliges Erlebnis. Man muss halt nur das beste daraus machen. 

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